Erlebnispädagogik


Erlebnispädagogisches arbeiten mit Jugendlichen verspricht positive Inputs für das ganze Leben zu geben

 

Was ist Erlebnispädagogik?

Die Geschichte der Erlebnispädagogik[1]

Die Erlebnispädagogik, wenn auch noch nicht unter diesem Begriff bekannt, war seit jeher eine Methode, die versucht hat, die Erziehungsmethoden der jeweiligen Zeit, die als reformbedürftig empfunden wurden, etwas entgegenzusetzen. Die wichtigsten Vertreter und Vordenker sind:

Jean-Jacques Rousseau

Wurde 28. Juni 1712 in Genf geboren und verstarb am 02. Juli 1778 in der Nähe von Paris. Er war Schriftsteller, Philosoph, Pädagoge und Naturforscher. Weiter gilt Jean-Jacques Rousseau als einer der wichtigsten geistigen Wegbereiter der Französischen Revolution und hatte grossen Einfluss auf die Pädagogik und die politischen Theorien des 19. Und 20. Jahrhunderts.

Henry David Thoreau

Wurde am 12. Juli 1817 in Massachusetts geboren und verstarb am 06. Mai 1862 ebenfalls in Massachusetts. Er war Schriftsteller und Philosoph. Nach seinem Abschluss an der Harvard Universität arbeitete er als Lehrer. Henry David Thoreau gründete zusammen mit seinem Bruder eine Privatschule, die jedoch nach dem Tod des Bruders geschlossen wurde. Thoreau schrieb mehrere Bücher, unter anderem soll eines seiner Werke Mahatma Gandhi und Martin Luther als Inspirationsquelle für den gewaltfreien Widerstand gegen die Obrigkeit gedient haben.

Robert Baden-Powell

Wurde am 22. Februar 1857 in London geboren und verstarb am 08. Januar 1941 in Kenia. Er war ein britischer Kavallerie-Offizier und Gründer der Pfadfinderbewegung. Robert Baden-Powell schrieb in seinem Leben 34 Bücher zuerst für die Armee und am Schluss für die Pfandfinderbewegung. Robert Baden-Powell gilt als geistiger Vater der modernen Erlebnispädagogik. Das pädagogische Motto der Pfadfinderbewegung "learning by doing" stammt von Robert Baden-Powell und wurde später in die Erlebnispädagogik übernommen.

Kurt Hahn

Wurde am 05. Juni 1886 in Berlin geboren und verstarb am 14. Dezember 1974 in Salem. Er war deutsch-jüdischer Pädagoge und gilt als einer der Begründer der Erlebnispädagogik. Hahn war Gründer der Internatschule Schloss Salem und versuchte Bildung und Erziehung zu vereinen. Kurt Hahn vertrat die These, dass die Erziehung versagt hätte wenn nicht jeder Jugendliche seine persönliche Passion fände.

Alle diese Vertreter und Vordenker der Erlebnispädagogik wollten mit aktivem Erleben die damals gängigen Erziehungs- und Lernmethoden verändern beziehungsweise Ergänzen. Das Erlebnis ist bei allen erlebnispädagogischen Ansätzen der zentrale Begriff.

"Erlebnisse sind Bewusstseinsvorgänge, in denen der Mensch tief innerlich und ganzheitlich von der Sinn- und Wertfülle eines Gegenstandes ergriffen wird." [2]

Wichtig dabei: Erlebnisse ergeben sich, im Gegensatz zu Ereignisse, nur aus der subjektiven und individuellen Ansicht des einzelnen Menschen. Die einzelne Situation wird erst dann zu einem Erlebnis, wenn diese Situation vom Betrachter als etwas Besonderes oder Ausseralltägliches wahrgenommen wird.

In der Erlebnispädagogik beinhaltet das Erlebnis soziologische, psychologische und pädagogische Dimensionen.

Das Erlebnis steht einerseits für eine unmittelbare persönliche Erfahrung. Dies kann auch ganz einfach ein alltägliches Alltagserlebnis sein. Andererseits wird Erlebnis häufig mit einem besonderen Erlebnis assoziiert, das aussergewöhnliche Emotionen weckt. Mit diesem Erlebnis verbindet man Begriffe wie Aktivität, Spannung, Emotionen, Abwechslung. Solche Ausdrücke bringen das besondere nicht Alltägliche zum Ausdruck und sind in der Regel mit Abenteuer und Wagnis verbunden.

Ein Erlebnis im erlebnispädagogischen Sinn ist also nicht etwas Alltägliches sondern ein besonderes Erlebnis. Erlebnisse werden eher mit dem Neuen, Ungewohnten und Unbekannten verbunden. In der Psychologie bezieht sich das Erleben auf die unterschiedlichsten Dinge, beispielsweise auf Umwelteindrücke, auf das eigene Handeln, auf seelische und körperliche Prozesse oder auf zwischenmenschliche Einflüsse. Inhalte des Erlebten, die als bedeutungsvoll angesehen werden, werden zu Eindrücken verarbeitet, die als positive oder negative Gefühle oder Erinnerungen hervorbringen können. Für den Menschen stellt das Erleben etwas Persönliches und Subjektives dar, das unmittelbar wahrgenommen wird.

Wichtig für die Erlebnispädagogik ist aber, dass nur die Qualität der Wirkung von Erlebnissen subjektiv und unmittelbar ist, nicht aber die Herkunft. Während erlebnispädagogischer Massnahmen ist der grösste Teil der gemachten Erlebnisse durch ein pädagogisches Setting sozial konstruiert oder beeinflusst.

Da Erlebnisse subjektiv und unwillkürlich entstehen, lassen sie sich nicht zielgenau herbeiführen und sind damit nicht pädagogisch vorausplanbar. Ein pädagogisches Setting lässt sich so gestalten, dass Lernziele, Wirkungen und Erfahrungen möglich oder sehr wahrscheinlich werden.

Trotz der jahrelangen Entwicklung der Erlebnispädagogik gibt es noch keine allgemeingültige Definition für Erlebnispädagogik.

Im Buch von Werner Michl "Erlebnispädagogik" steht folgende Definition:

"Erlebnispädagogik ist eine handlungsorientierte Methode und will durch exemplarische Lernprozesse, in denen junge Menschen vor physische, psychische und soziale Herausforderungen gestellt werden, diese jungen Menschen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung fördern und sie dazu befähigen, ihre Lebenswelt verantwortlich zu gestalten"

Erlebnispädagogik wird aber auch wie folgt beschrieben:

"Die Erlebnispädagogik nutzt Gruppen-Erfahrungen in der Natur (Wald, Gebirge, See), um die Persönlichkeit und soziale Kompetenzen zu entwickeln. Natursportarten wie (Segeln, Reiten, Radfahren, Outdoortraining, Sportklettern, Höhlenforschen, Kajakfahren, Flossfahren) bieten dabei ein breites Spektrum an Erlebnismöglichkeiten, ergänzt mit Methoden aus Theater-, Abenteuer- und Spielpädagogik, der Gruppenpädagogik und Sozialpädagogik." [3]

Gemäss Herrn Michl wird Erlebnispädagogik von verschiedenen Autoren einfach nur durch folgende Eigenschaften beschrieben:

-  Sie findet in der Regel unter freiem Himmel statt

-  Sie verwendet häufig die Natur als Lernfeld

-  Sie hat eine hohe physische Handlungskomponente

-  Sie setzt auf direkte Handlungskonsequenzen der verwendeten Aktivitäten

-  Sie arbeitet mit Herausforderung und subjektiven Grenzerfahrungen

-  Sie nutzt als Medien eine Mixtur von klassischen Natursportarten, speziellen künstlichen Anlagen sowie eine Palette von Vertrauensübungen und Problemlösungsaufgaben

-  Die Gruppe ist ein wichtiger Katalysator der Veränderung

-  Das Erlebte wird reflektiert

Was braucht es damit Erlebnispädagogik stattfindet?

Gemäss der Definition von Herrn Michl braucht es eine handlungsorientierte Methode um Lernprozesse auszulösen. Die jungen Menschen sollen physisch, psychisch und soziale Herausforderungen bewältigen. Durch die Bewältigung dieser Herausforderung soll die Persönlichkeit der jungen Menschen gefördert werden.

Weiter werden im Zusammenhang mit der Erlebnispädagogik auch immer wieder Begriffe wie Handlungsorientiert, Ganzheitlichkeit, Gruppenorientierung, Erlebnischarakter und viele mehr genannt.

Mit Handlungsorientiert wird die Auseinandersetzung mit einer Aufgabe gemeint, wobei die Erfahrungen selber gemacht werden müssen. Wissen, Fähigkeiten und Werte werden über direkte Erfahrungen erarbeitet und vermittelt. Unter Ganzheitlichkeit ist zu verstehen, dass alle Dimensionen des Menschen angesprochen werden sollen Körper; Geist und Seele. Gruppenorientiert zielt auf die soziale Kompetenz des einzelnen und Erlebnischarakter soll das aussergewöhnliche nicht alltägliche umschreiben[4].

Ein weiteres Merkmal der Erlebnispädagogik ist auch das metaphorische Lernen. Herr Michl hat im Buch Erlebnispädagogik das metaphorische Lernen wie folgt definiert:

"Der Begriff Metapher bedeute Übertragen. Beim metaphorischen Lernen sollen prägende Bilder, Symbole, Redewendungen, Gedanken, Phantasien, sprachliche Metaphern der Teilnehmer und Trainer, die vor oder während einer erlebnispädagogischen Trainings Bedeutung erlangen, Lernprozesse gestalten und ermöglichen. Dadurch können Tiefenschichten des Individuums erreicht werden und so nachhaltige Veränderungen bewirkt werden."

Ein weiterer Merksatz den Herr Michl zum metaphorischen Lernen verfasst hat lautet:

"Gibt es eine Strukturähnlichkeit zwischen dem erlebnispädagogischen Setting und dem Alltagsleben, spricht man von einer Isomorphie. Isomorphien, also strukturelle Ähnlichkeiten zwischen Training und Alltag, können bewusst so gestaltet werden, dass Teilnehmern die Übertragung des Gelernten erleichtert wird."

Treffen nun einzelne dieser Begriffe zu, so findet Erlebnispädagogik statt.

Funktioniert Erlebnispädagogik mit Einzelpersonen

Nach eigenen Erfahrungen und Recherchen kann Erlebnispädagogik sehr gut mit Einzelpersonen funktionieren.

In allen Definitionen oder Umschreibungen, werden nebst den psychischen und physischen Herausforderungen auch die soziale Herausforderung genannt.

Eine soziale Herausforderung kann auch der Verzicht auf eine Gruppe bedeuten. Die einzelne Person muss selber Entscheidungen treffen ohne sich einem Gruppenprozess zu stellen. Er spürt die Konsequenz seiner Entscheidung unmittelbar und kann für das Gelingen oder Misslingen einer Aufgabe niemandem die Schuld zuschieben.

Zudem können im Verlauf einer Einzelbetreuung gezielter die Ressourcen der Person erkannt werden.

Eine erste psychische und auch physischen Herausforderung kann ein erlebnispädagogisches Reiseprojekt sein. Hierzu ein Zitat aus der Homepage des KAP-Institut[5]:

"Ein Reiseprojekt vermittelt den Jugendlichen ein Gefühl von Exklusivität. Um ihre Abenteuerlust zu befriedigen müssen sie nicht entweichen, sondern sie begeben sich zielgerichtet und begleitet auf eine Reise. Einer Reise zu sich selbst, um ihre Lebensgeschichte zu verarbeiten. Die Reise führt entlang eines Flusses, dieser ist Sinnbild für das aus dem Fluss geratene Leben. Wie sich der Fluss einen neuen Weg sucht, muss auch der Jugendliche nach einer neuen Lebensorientierung suchen."

Ein Nachteil von der erlebnispädagogischen Einzelbetreuung kann darin bestehen, dass die Betreuungen über mehrere Tage wenn nicht Wochen vollzogen werden muss. Eine Einzelbetreuung wird nicht zum Erfolg führen wenn diese nur ein paar Stunden dauert. Eine solche Betreuung wird für den Betreuten wie auch den Betreuer selber zu einer Herausforderung.

Eine weitere Herausforderung dürfte die Wahl der Örtlichkeit sein. Eine erlebnispädagogische Einzelbetreuung weit weg von urbanen Einflüssen ist von grossem Vorteil. Dabei kann sich der Betreute ganz auf sich konzentrieren und erfährt nur wenig Ablenkung durch äussere Einflüsse.

Ein gewichtiger Unterscheid zwischen Gruppen- und Einzelbetreuung besteht auch in der zwischenmenschlichen Beziehung. Antipathien können in einer Gruppe besser kompensiert oder ausgehalten werden. Bei der Einzelbetreuung ist dies jedoch schwierig.

Gemäss Recherchen im Internet wird durch das KAP - Institut in Deutschland die erlebnispädagogische Einzelbetreuung bereits seit Jahren mit Erfolg durchgeführt.



[1] Wikipedia Erlebnispädagogik

[2] Wikipedia Erlebnispädagogik

[3] Wikipedia Erlebnispädagogik

[4] Wikipedia Erlebnispädagogik

[5] Erlebnispädagogik KAP - Institut